In anderen Artikeln hatte ich euch bereits mitgeteilt, dass ich nun stolzer Besitzer eines Schimmel-Klavieres bin und auch erklärt, warum ich höhere Ansprüche habe und nicht mit jedem „billigen“ Klavier zufriedenzustellen bin.

Hier möchte ich jetzt kurz erzählen, wie es letztendlich dazu kam, dass ich mir genau dieses Klavier gekauft habe und euch meine Gedanken und Gefühle beim Anspielen der verschiedenen Modelle und Hersteller mitteilen. Könnte also etwas länger werden … :)
Zu beachten ist natürlich, dass die Entscheidung für ein passendes Klavier eine sehr persönliche und subjektive ist. Jeder Mensch hört anders und fühlt anders. Ein Anschlag, der mir gefällt, muss nicht jedem gefallen. Genauso ist das mit dem Klang.

Wie bereits bekannt, war es schon als Kind mein Traum, irgendwann, wenn ich groß bin, einmal ein „echtes Schimmel“ zu besitzen. Aber mir war immer klar, dass die Klaviere dieses Herstellers preislich unerreichbar sind. Zumindest die komplett in Deutschland gefertigten Instrumente; mittlerweile gibt es ja mit Wilhelm Schimmel und Schimmel International auch günstige Einstiegsklaviere, die aber eben nicht oder nicht komplett in Braunschweig gebaut werden und auch nicht diese Qualität und Mechanik besitzen.

Als meine Frau und ich uns dann vor Weihnachten einig waren, dass wir uns ein Klavier kaufen oder zumindest schauen, ob wir etwas finden, sind wir natürlich erst einmal zu einem Klavierbauer und -händler im Nachbarort ein paar Kilometer entfernt gefahren. Dieser Klavierbauer ist zudem ein Verwandter eines unserer besten Freunde und ein flüchtig Bekannter.

Ich hatte mich schon im Vorfeld online auf diversen Portalen über Modelle und Preise informiert und da ich mir ein Budget von ca. 5.000 € gesetzt hatte, kam eigentlich nicht ganz so viel infrage. Von den bekannteren Herstellern blieb da eigentlich nur die Auswahl zwischen Yamaha und Kawaii.

Also ab zu Piano Wilms. Zwar standen dort auch Klaviere von Schimmel und anderen Herstellern, doch war ich wie gesagt auf Yamaha eingestellt. Und der Klavierbauer hat mir dann auch Yamaha empfohlen. Die Klaviere seien sehr solide und vom Preis-Leistungsverhältnis unschlagbar. Kawaii hatte er gar nicht im Angebot. Also habe ich die anderen Hersteller gar nicht erst angespielt, sondern mich auf Yamaha konzentriert. Am günstigsten ist dort die B-Serie, die es in verschiedenen Höhen gibt. Ich habe die Serie angespielt, aber da ich recht groß bin, kam eigentlich nur das B3 infrage. Die kleineren passten allein optisch schon nicht zu meinem großen Körper. Das B3 klang von denen natürlich auch am besten, aber wirklich überzeugt war ich nicht. Der Anschlag war mir irgendwie zu „schwergängig“, der Klang dumpf. Dann habe ich noch eins aus der nächsthöheren P-Serie angespielt. Das war etwas besser, der Unterschied kam mir jetzt aber nicht so sehr groß vor. Und ich dachte mir, dass ich eben damit zufrieden sein muss, wenn ich nicht mehr Geld ausgeben will und habe mir ein Angebot für das Yamaha B3 machen lassen (UVP in weiß ca. 5.500 €), das auch sehr attraktiv war. Da ich aber kein Freund der schnellen Entschlüsse bin, wollten wir das natürlich erst sacken lassen. Zumal mich die Yamaha-Klaviere ja auch nicht sonderlich begeistert haben.

Zuhause habe ich dann online noch etwas weiter recherchiert und bin auf das Pianohaus Kemp in Osnabrück gestoßen, die gerade ein gebrauchtes Schimmel für ca. 5.500 € zum Verkauf anboten. Das fand ich sehr interessant und wir sind hingefahren. Zuerst habe ich dann auch genau dieses Schimmel angespielt (das genaue Modell weiß ich nicht mehr). Der Klang war hell und sauber, gefiel mir gut, aber der Anschlag war nicht so mein Ding. Es war irgendwie nicht möglich, leise und gefühlvoll zu spielen. Also war ich wieder nicht überzeugt. Dann habe ich auch hier mal die Yamahas angespielt und ich weiß nicht warum, aber ich muss sagen, hier klangen die wesentlich besser als noch beim ersten Händler und auch mit dem Anschlag kam ich besser zurecht. Warum auch immer. Bei Kemp wurde ich aber auf W.Hoffmann aufmerksam gemacht, ein Hersteller, den ich bis dato gar nicht kannte. W.Hoffmann ist eine Tochter von C.Bechstein, ein deutscher Hersteller, der nun wirklich für beste Qualität steht. Die Hoffmann-Klaviere werden in Tschechien angeblich mit deutschem Know-How gebaut, was ja erstmal gut klang. Preislich sind die Instrumente aufgrund dessen natürlich deutlich attraktiver als Schimmel oder eben Bechstein. Als ich dann das W.Hoffmann T122 angespielt habe, war ich direkt begeistert. Es spielte sich super! Und auch der Klang war toll. Richtig brilliant. Auch meiner Frau gefiel es auf Anhieb. Ich war sehr angetan und habe mir gleich ein Angebot machen lassen. Der Preis war mit einer UVP von 7.590 € zwar doch eine ordentliche Summe höher als für das Yamaha, mir wäre es das aber wert gewesen, denn so viel besser hat mir das Hoffmann-Klavier gefallen. Und die UVPs sind offenbar nur dafür da, damit etwas auf dem Preisschild steht.

Aber wie gesagt, keine schnellen Schüsse. Wir sind also erstmal wieder nach Hause gefahren, und dann habe ich wieder bei Piano Wilms angerufen, um mir das gleiche Klavier auch dort anbieten zu lassen. Dabei wurde mir aber davon abgeraten. Zwar hatte er das Klavier auch in der Ausstellung und zum Verkauf, aber es wäre wohl ein Klavier, das nicht gerade sehr gut verarbeitet ist. Er hätte bereits öfter Reparaturen an noch neueren W.Hoffmann-Klavieren durchführen müssen, es sei einfach nicht besonders langlebig. Es wird zwar wirklich in Tschechien gebaut, aber mit Teilen von internationalen Lieferanten, die eben nicht wirklich ausgereift sind. Keine gute Qualität also, nicht gerade das, was ich wollte. Und da ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann und er mir keine Unwahrheiten erzählen würde, habe ich ihm das schweren Herzens abgenommen. Er wiederum hat mir dann in der Preisklasse die P-Serie von Yamaha empfohlen, aber irgendwie wollte ich kein Yamaha. Yamaha hat quasi jeder und ich wollte kein Mainstream.

Glücklich war ich also immer noch nicht. Und da ich nun sowieso schon bereit war, mein Anfangsbudget zu überziehen, weil ich gemerkt habe, dass ich dafür nicht das bekomme, was ich wollte, habe ich nach dem nächsten Schimmel-Partner gesucht. Das war das Musikhaus Rohlfing, auch in Osnabrück. Also sind wir auch dorthin gefahren, denn online hatte ich ein Auge auf das Schimmel International I-115 geworfen. Hier gilt ähnliches wie bei W.Hoffmann. Wie der Name impliziert, werden die Klaviere nicht komplett in Deutschland gebaut. Ein Teil wird in Polen gefertigt auch mit internationalen Teilen, die dann nur in Deutschland zusammengebaut werden. Der UVP liegt bei 7.650 €, also kaum teurer als das Hoffmann; und mit meinen jetzigen Erfahrungen wusste ich, dass da noch ordentlich was geht. Das I-115 hatten die leider nicht in der Ausstellung, dafür aber das größere I-119, das aber mit 8.190 € natürlich noch teurer ist. Als ich es angespielt habe, war ich wieder richtig begeistert. Als ob mir der Anschlag hier nicht ganz so gut gefiel als der vom Hoffmann T 122, aber der Klang war doch deutlich besser. Und hier stand eben Schimmel drauf, und das war mir durchaus ein paar Euro wert. Auch dort habe ich dann zum Vergleich noch das Yamaha P121 angespielt und empfand es nicht wirklich als schlechter, wie ich ehrlich zugeben muss, aber wie bereits gesagt, wollte ich irgendwie einfach kein Yamaha. Aus Spaß habe ich mich dann noch kurz vor ein Schimmel Classic C-120 gesetzt, dort aber nur ein paar Töne gespielt, weil es mir wehtat: Das war noch einmal eine ganz andere Liga, leider auch vom Preis, also wollte ich es mir nicht noch schwerer machen. Auch hier habe ich mir natürlich das Schimmel I-119 anbieten lassen, mich aber auch hier wieder beim Klavierbauer meines Vertrauens nach seiner Meinung erkundigt.

Leider war das wieder etwas ernüchternd, denn ich bekam ähnliches zu hören wie zum Thema Hoffmann: Schimmel versucht aufgrund der Konkurrenz aus dem Ausland mit aller Macht auch in das günstigere Segment vorzudringen, was auf Kosten der Qualität geht. In diesem Fall ist wohl unter anderem die Stimmhaltung nicht besonders gut. Kurz: Mir wurde wieder abgeraten. Trotzdem hat auch das Pianohaus Wilms mir dieses Klavier angeboten, zu einem deutlich besseren Kurs als das Musikland Rohlfing.

Und dann platzte die Bombe: Der Händler hat wohl gemerkt, dass ich kein 08/15-Kunde ohne Ansprüche bin, den man so leicht zufriedenstellt und er hat mir das Schimmel Classic 120 zu einem sensationellen Preis angeboten (UVP 11.320 €). Natürlich war er wieder höher als für das I-119 und deutlich höher als mein Ausgangsbudget, aber mensch: Es ging hier um ein Schimmel Classic! Mein Traum! Beste Qualität, beste Verarbeitung, beste Mechanik! Ich war völlig perplex, als ich das Angebot hörte.

Natürlich musste ich erstmal alles in Ruhe mit meiner Frau besprechen, die aber hinter mir stand. Und als wir dann nochmal in die Ausstellung gefahren sind, um das Klavier als (hoffentlich) letzten Schritt noch einmal ausgiebig anzuspielen, war klar: Das ist es! Das Angebot können wir nicht ausschlagen! Der Klang, ein Traum! Der Anschlag, genau mein Ding!

Natürlich habe ich mir trotzdem meine Gedanken gemacht. Es ging schließlich um eine Menge Geld. Ich fragte mich, ob es das wirklich wert ist. Aber ich kenne mich und wusste: Mit jedem anderen Klavier werde ich nicht glücklich. Ich würde mir immer vorwerfen, dass ich etwas viel besseres hätte haben können. Und damit wollte ich nicht leben. Und meine Frau schon gar nicht. :)
Außerdem gilt so ein Schimmel Classic als „Klavier fürs Leben“. Unter normalen Umständen und bei guter Behandlung hält das ewig. Und was dazu kommt: Der Wiederverkaufswert ist natürlich ein ganz anderer als bei ausländischen Klaviere. Der Wertverlust nicht so extrem. Zwar habe ich natürlich nicht vor, das Klavier wieder loszuwerden, aber man weiß ja nie …

Tja, also ist es doch so gekommen, wie ich es eigentlich nicht unbedingt wollte. Von Klavier zu Klavier wurde es immer teurer, immer war es mir „diese 800 € mehr“ wert. Und letztendlich ist es dann doch deutlich mehr geworden als vorgenommen. Aber es war eben noch drin. Und jetzt ich bin glücklich. Und meine Frau ist glücklich. Und darauf kommt es doch an – oder?