In meinem Elternhaus war der Boden sehr vieler Zimmer und der Flure gefliest. Oft sagte meine Mutter: „Zieh dir deine Schlappen an, der Boden ist kalt!“
Jetzt in unserem eigenen Haus sind einige Räume wie Küche und Bad auch gefliest, aber wir haben auch Parkettfußboden im Wohn- und Esszimmer. Wenn wir Besuch bekommen, ist sehr oft das erste, was ich zu den Gästen sage: „Ihr könnt eure Schuhe an lassen, der Boden ist kalt.“
Das ist ja auch so. Selbst wenn es draußen und auch drinnen im Haus warm ist, muss ich mir meist nach ein paar Minuten meine Hausschuhe anziehen. Sonst wird es unangenehm kühl an den Füßen.
Temperatur ist identisch
Und doch sind beide Aussagen so nicht richtig. Denn in Wirklichkeit sind Stein-, Keramik- oder Laminatfußböden gar nicht kälter als Echtholzfußböden. Die Temperatur des Materials an sich ist identisch (gleiche Umgebungstemperatur vorausgesetzt). Dass sich Fliesen kälter anfühlen als Parkett, liegt in der unterschiedlichen Fähigkeit der Materialien, Wärme zu leiten.
Wie ich bereits vor einiger Zeit im Artikel zum Thema Kalt pusten geschrieben habe, sind zwei unterschiedliche Temperaturen darauf bedacht, einen Ausgleich herzustellen: So lange wandert die Wärmeenergie von warm nach kalt. Dieser Prozess läuft auf Keramik oder Laminat sehr schnell ab. Die Temperatur der Füße wird dementsprechend schnell herabgesenkt – es entsteht der Eindruck eines kalten Bodens. Holz ist ein besserer Isolator und entzieht den Füßen die Wärme nur sehr langsam. Das kann meist durch die eigene Körperwärme ausgeglichen werden – der Boden wirkt warm.
Es gibt also an sich keine warmen und kalten Fußböden (außer mithilfe einer Fußbodenheizung natürlich). Es ist reine Empfindung; objektiv betrachtet ist jeder Boden gleich warm bzw. kalt.
Aber ich glaube, ich werde meine Besucher auch weiterhin auf diese Art und Weise darauf aufmerksam machen, doch bitte um ihres Wohlbefindens willen die Schuhe anzulassen …
Quelle: P.M. Fragen&Antworten 7/2011