Mitte Februar wurde auf unserem Dach eine kleine PV-Anlage installiert. Sämtliche Komponenten sind von der Firma QCells und wurden auch direkt bei denen gekauft. Die Leistung der Anlage beträgt 6,32 kWp und der Speicher hat eine Kapazität von 6 kWh. Da der Zähler erst Ende Februar getauscht wurde und dann erst die Einspeisung des überschüssigen Stroms begonnen hat, lasse ich den Februar bei der anstehenden Betrachtung für das Zwischenfazit außen vor. Es geht also mit dem Monat März 2023 los.

Warum wir uns für QCells und genau diese Anlagen-Größe entschieden habe, werde ich in einem anderen Artikel erläutern. Ebenso wird es später einen weiteren Artikel geben, wenn wir die Anlage ein ganzes Jahr lang betrieben haben. Dort werden dann entsprechend die dunklen Wintermonate mit einbezogen.

Unsere Erwartungen an die PV-Anlage

Da wir noch keinerlei Erfahrungen mit PV-Anlagen hatten und das Marketing-Gerede der Anbieter eben nur Marketing-Gerede ist, dem man nur bedingt Glauben schenken darf, hatten wir keine speziellen Erwartungen an unsere PV-Anlage. Nur allgemein erhofften wir uns damit natürlich, einen möglichst großen Teil des verbrauchten Stroms selbst zu erzeugen und nicht vom Stromanbieter einkaufen zu müssen. Außerdem auch ein klein wenig Sicherheit vor einem Stromausfall durch den Netzbetreiber, sei es durch Überlastung oder Störung. Unsere PV-Anlage ist nämlich inselfähig. Eine andere Erwartung ist natürlich, dass alles reibungslos und störungsfrei läuft.

Störungen

Glücklicherweise hat seit Tag 1 alles reibungslos funktioniert. Es hat keine einzige Störung im System gegeben. Das mag selbstverständlich klingen, es sind ja schließlich erst ein paar Monate und alles ist noch neu, aber es gibt auch andere Erfahrungen. Eine Einschränkung muss ich allerdings ergänzen: Relativ am Anfang gab es einen Zeitraum von ca. 18 Stunden, in denen die Internetverbindung des Wechselrichters sehr unzuverlässig war. Die Anlage selbst lief einwandfrei, jedoch wurde sie im Web-Portal sowie in der App als offline angezeigt und hat keine Daten übermittelt. Da sich der WLAN-Router im gleichen Zimmer befindet wie der Wechselrichter und nur ein paar Meter Luft dazwischen liegen, halte ich ein WLAN-Problem für unwahrscheinlich. Möglicherweise gab es zu dem Zeitpunkt eine allgemeine Störung in der QCells-Cloud. Seitdem ist dieses Problem aber nicht mehr aufgetreten.

Inselbetrieb

Da es bisher keinen größeren Stromausfall gegeben hat (und das darf gerne so bleiben), konnte auch der Inselbetrieb nicht „produktiv“ getestet werden. Allerdings hat der Elektriker beim Anschließen der Anlage auf meine Bitte hin einen solchen Stromausfall simuliert. Nach ca. 1 Sekunde war der Strom wieder da – von der Sonne direkt generiert oder aus dem Speicher. Das funktioniert also auch. Natürlich nur solange die Sonne scheint bzw. bis der Speicher leer ist.

Ausbeute

Kommen wir zum wahrscheinlich interessantesten Punkt: der Stromausbeute. Jeder, der sich eine PV-Anlage anschafft, möchte natürlich möglichst viel des verbrauchten Stroms selbst erzeugen und möglichst wenig dazukaufen müssen. Aber auch Einnahmen durch die Einspeisevergütung sind natürlich sehr willkommen. Wie war unser erstes halbes Jahr? Zu beachten ist hier, dass gerade unsere ersten sechs Monate – also die Zeit von März bis August – wohl die sonnen- und damit ertragreichsten Monate des Jahres sind. Daher werden die Zahlen in diesem Zeitraum natürlich sehr viel besser aussehen als die der kommenden sechs Monate. Die Ausbeute muss man also relativiert übers ganze Jahr betrachten, was wir zu einem späteren Zeitpunkt auch tun werden.

Verwendete Daten

Auf der einen Seite liefert der Wechselrichter über die App bzw. das Web-Portal viele Daten, auf der anderen Seite gibt es den Stromzähler vom Netzbetreiber. Da die Werte des Wechselrichters nicht immer exakt mit dem Zähler übereinstimmen, habe ich beim eingekauften und eingespeisten Strom die Daten des Zählers zu Grunde gelegt. Denn diese sind es ja auch, die mit dem Stromanbieter verrechnet werden. Die anderen Werte wie PV-Erzeugung oder die Eigennutzung kommen vom Wechselrichter.

PV-Erzeugung

Obwohl der März noch zu den etwas dunkleren Monaten gehört, lag die erzeugte Energie schon bei 464 kWh. Die Ausbeute ist weiter angestiegen und hatte im Juni mit 1.042 kWh ihren Höhepunkt. Bis August ist es dann doch mehr oder weniger deutlich auf 804 kWh runtergegangen. Aber die Tage wurden da auch wieder kürzer.

Insgesamt hat die Anlage in diesen Monaten 5.061 kWh Strom erzeugt. In meinen Augen – ohne Vergleichswerte zu haben natürlich – ein Wert, der sich durchaus sehen lassen kann. Das ist sogar mehr, als wir erwartet hatten. Generell war ich überrascht, dass auch bei schlechtem Wetter oft so viel Strom erzeugt wird, dass es zumindest für den Eigenbedarf reicht. Ich hätte nie gedacht, dass die Sonne so viel Kraft hat, dass selbst bei komplett bewölktem Himmel noch einigermaßen viel Strom erzeugt wird. Wenn es tagsüber wirklich sehr grau und dunkel ist, dann natürlich nicht.

Erzeugung der PV-Anlage
PV-Erzeugung

Da die Grafik nicht exakt ablesbar ist, hier mal die einzelnen genauen Werte:

März April Mai Juni Juli August
464 kWh 826 kWh 1035 kWh 1042 kWh 890 kWh 804 kWh

Wie oben erwähnt, hat unsere Anlage eine Maximalleistung von 6,32 kWp. An sonnigen, aber kalten Tagen wurde dieser Wert des Öfteren überboten, teils sogar deutlich. Die höchste Leistung haben wir am 02.04.2023 erreicht. Da waren es laut App fast 7,9 kW. Jetzt kann man natürlich spekulieren, ob die Leistung wirklich so hoch war oder ob der Wechselrichter einfach falsche Werte geliefert hat.

Maximale Leistung PV-Anlage
Maximale Leistung

Eigennutzung

Da ich seit Jahren jeden Monat unsere Zähler ablese, weiß ich mittlerweile ziemlich genau, wann wir wie viel Strom verbrauchen. Im Durchschnitt sind das ca. 260 kWh im Monat. Im Winter natürlich mehr, im Sommer dagegen weniger. Der Idealfall wäre natürlich, wenn der selbst erzeugte Strom das komplett abdecken würde, was aber selbstverständlich utopisch ist. Den meisten Strom braucht man eher abends, also wenn die Anlage nicht mehr so viel Strom erzeugt. Da muss dann der Speicher einspringen, dessen Kapazität aber auch begrenzt ist. Die Eigennutzung ist auch der Teil, von dem man finanziell am meisten hat. Jede kWh, die wir nicht einkaufen müssen, spart uns 0,40 € (Stromkosten Stand Oktober 2023). Für das Einspeisen bekommt man 0,082 € pro kWh, das steht natürlich ein keinem Verhältnis.

Anhand der Grafik lässt sich leicht erkennen, wie viel der verbrauchten Energie selbst erzeugt wurde und wie viel dazugekauft werden musste. Im Großen und Ganzen ein sehr erfreuliches Bild, denn die Balken sind fast nur grün. Der grüne Teil des Balkens stellt den selbst erzeugten Strom dar, der rote Bereich wurde eingekauft. Wie man sieht, ist der rote Bereich in den Monaten Mai – Juli kaum sichtbar, da waren wir im Grunde autark. Im April und August waren es ein paar kWh, die wir vom Netzbetreiber beziehen musste, im März dagegen etwas mehr.

Insgesamt hatten wir einen Stromverbrauch von 1.590 kWh, von denen 1.495 kWh selbst erzeugt wurden. Das entspricht einem Autarkiegrad von ca. 94 %! Das ist tatsächlich mehr als wir gedacht hatten (natürlich muss man bedenken, dass es sich um die Frühlings- und Sommermonate handelt).

Verbrauch
Verbrauch - Selbst erzeugt sowie eingekauft

Hier das ganze nochmal tabellarisch genauer dargestellt:

März April Mai Juni Juli August
Gesamtverbrauch 291 kWh 262 kWh 265 kWh 242 kWh 261 kWh 268 kWh
Selbst erzeugt 249 kWh 246 kWh 257 kWh 233 kWh 253 kWh 256 kWh
Eingekauft 42 kWh 16 kWh 8 kWh 9 kWh 8 kWh 12 kWh
Autarkiegrad 85,56 % 93,90 % 96,98 % 96,28 % 96,94 % 95,53 %

Einspeisung

Da an sonnigen Tagen deutlich mehr Strom erzeugt wird als man schafft zu verbrauchen, gibt es die Möglichkeit, den überschüssigen Strom ins Netz einzuspeisen und damit zu verkaufen. Leider ist das Entgelt mit 8,2 Cent/kWh sehr mau, aber besser als nichts und besser als die Energie einfach verpuffen zu lassen. Die Einspeisung ist dabei teils sehr viel höher als der Eigenverbrauch. Insgesamt wurden von März bis August 3.207 kWh Strom ins Netz eingespeist, das ergibt einen Durchschnitt von 535 kWh pro Monat, oder 43,87 € Vergütung pro Monat. Dem Diagramm und der Tabelle sind die einzelnen Werte zu entnehmen.

Einspeisung der PV-Anlage
Einspeisung
März April Mai Juni Juli August
187 kWh 545 kWh 677 kWh 735 kWh 577 kWh 486 kWh

Externer Strombedarf

Wie schon gesagt ist es quasi nicht möglich, sich komplett selbst mit Strom zu versorgen. Dafür bräuchte man riesige Speicher, die aber so teuer wären, dass man die Kosten durch die Einsparungen nie rausholen könnte. Oft ist es ja so, dass gerade abends noch gekocht oder gebacken wird, wenn die Sonnenenergie nicht mehr ausreicht und dann schon der Speicher angezapft wird, sodass es dann vorkommen kann, dass der Speicher nicht mehr die ganze Nacht durch reicht. Trotz der allgemein sehr guten Ausbeute unserer Anlage, mussten wir daher hier und da Strom einkaufen. Insgesamt waren das 95 kWh, also im Durchschnitt 16 kWh im Monat. Das entspricht Stromkosten von 6,40 € pro Monat. Eigentlich doch sehr überschaubar.

März April Mai Juni Juli August
42 kWh 16 kWh 8 kWh 9 kWh 8 kWh 12 kWh

Zahlen bitte!

Die bisher genannten Zahlen sind schön und gut. Doch was ergibt sich daraus? Also in Bezug aufs Portmonee? Auch hier können wir uns die Zahlen der ersten sechs Monate anschauen.

Den verbrauchten selbst erzeugten Strom mussten wir nicht teuer einkaufen. Legen wir für die 1.495 kWh unseren derzeitigen Strompreis von 40 Cent pro kWh zugrunde, dann kommen wir auf eine Ersparnis durch Eigennutzung von 597,96 €.

Für die 3.207 kWh, die wir ins Netz eingespeist haben, haben wir basierend auf 8,2 Cent pro kWh einen Verkaufserlös von 262,97 € erzielt.

Rechnet man die Ersparnis durch Eigennutzung sowie den Erlös durch die Einspeisung zusammen, hat uns die PV-Anlage in Monaten von März bis August 2023 wenn man so will 860,93 € eingebracht.

Einkaufen mussten wir insgesamt 95 kWh, was bei 40 Cent pro kWh Stromkosten von 38 € ergeben.

Natürlich sind die knapp 861 € kein „Gewinn“, denn die Kosten der PV-Anlage müssen dem entgegengesetzt werden. Aber die Amortisierung soll an dieser Stelle nicht thematisiert werden. Hier soll es nur darum gehen, was uns die Anlage in den ersten sechs Monaten gebracht hat.

Angepasstes Verhalten

Um möglichst stark von einer PV-Anlage und der Sonnenenergie zu profitieren, ist es sinnvoll, auch sein Verhalten was Stromverbrauch angeht, daran anzupassen. Das bedarf gerade in der ersten Zeit manchmal ein wenig Disziplin, aber eigentlich hat man den Dreh schnell raus. Vor allem, wenn man im Hinterkopf hat, dass man bares Geld spart.

Natürlich gibt es Dinge, die man machen muss, unabhängig davon, ob die Sonne scheint oder nicht. Wenn man abends nach der Arbeit noch etwas warmes Essen möchte, muss eben gekocht werden. Auch wenn die Anlage nur noch wenig oder keinen Strom mehr liefert.

Andere Dinge wie z.B. Wäsche waschen und trocknen sind in der Regel nicht akut, sondern aufschiebbar. Wenn der Wetterbericht für den nächsten Tag Sonne verspricht, dann ist es sinnvoll, die Wäsche nicht abends oder an trüben Tagen zu waschen, sondern eben 1-2 Tage aufzuschieben, um von der Sonnenenergie zu profitieren.

Außerdem habe ich früher für alles, was ich digital erledigen wollte, meinen PC mit zwei Monitoren genutzt. Mittlerweile nutze ich gerade für Kleinigkeiten immer mehr einen Laptop, Tablet oder Smartphone, die wesentlich weniger Energie verbrauchen.

Trotzdem lässt sich nicht verhindern, dass auch hier und da „unnötig“ Strom verbraucht wird zu Zeiten, in denen die Anlage nichts produziert. Man muss sich bei der ganzen Sache immer vor Augen halten, dass eine PV-Anlage nur unterstützt, und darf sein Leben nicht komplett dem selbst erzeugten Strom „unterordnen“.

Fazit

Natürlich ist es so, dass unsere ersten 6 Monate mit PV-Anlage wahrscheinlich die 6 sonnenreichsten Monate im Jahr sind. Daher sind alle hier genannten Zahlen übers Jahr gesehen zu relativieren. Deswegen wird es auch ein weiteres kleines Zwischenfazit nach 12 Monaten geben, in denen die dunklen und sonnenarmen Monate einberechnet werden. Das wird den Gesamteindruck abrunden. Trotzdem fand ich es ganz interessant, schon nach diesen 6 Monaten ein erstes Resümee zu ziehen.

Und da können wir nur sagen, dass wir bisher sehr zufrieden sind. Sowohl mit der Anlage als solches, die uns bisher keine Probleme gemacht hat, als auch mit dem erzeugten Strom und den damit einhergehenden Einsparungen. Dass wir schon im März 85 % des verbrauchten Stroms selbst erzeugen konnten und in den darauf folgenden Monaten sogar teilweise über 97 %, haben wir so nicht erwartet. Nur 6,40 € Stromkosten im Monat statt 106 € (Durchschnittswerte), sind schon eine Hausnummer. Zudem noch im Durchschnitt knapp 44 € Einspeisevergütung pro Monat sind auch nicht zu verachten.

Stand jetzt denken wir, mit der Entscheidung, uns eine PV-Anlage anzuschaffen, alles richtig gemacht zu haben und hoffen, dass nichts vorfällt, was unsere Meinung noch ändern wird.