Erneute „Schock-Diagnose“
Wir haben wieder ein paar schwere und schmerzhafte Wochen durchlebt. In erster Linie aus psychischer Sicht, aber auch körperlich. Doch der Reihe nach.
Am 20. Juli stand wieder die halbjährliche Routine-Nachuntersuchung statt. Wie immer ist man die paar Tage im Vorfeld etwas aufgeregt, man weiß ja nie, was kommt. Jedes Mal denkt man „beim nächsten Mal bin ich bestimmt ruhiger“, doch Pustekuchen. Es hängt einfach zu viel für Zukunft an der Diagnose.
Zuerst dachten wir noch, wir hätten Glück. Unser Termin fürs MRT war um 12 Uhr und wir waren schon gegen 11 Uhr da. Trotzdem kam sie quasi ohne Wartezeit direkt dran. Wow, hatten wir auch noch nie. Das war’s dann aber auch schon mit dem vermeintlichen Glück. Ich wartete und wartete … und wartete. Erst nach geschlagenen zwei Stunden (!) kam sie aus dem Behandlungsraum. So lange hatte das noch nie gedauert. Und sie selbst meinte auch gleich, dass wohl irgendetwas nicht in Ordnung wäre. Ein Arzt hätte sich die Bilder wohl gleich intensiv und lange angeschaut. Sie hatte kein gutes Gefühl und auch mir wurde bang.
Und auch auf das Arztgespräch mussten wir dann sehr lange warten. Wenn der Wartebereich voll gewesen wäre – OK, hätte man verstanden. Aber dort saß quasi niemand und wir hatten gesehen, dass der Arzt die Unterlagen schon vor einiger Zeit mitgenommen hatte. Wir hielten die Anspannung kaum aus und meine Frau fragte dann an der Anmeldung nach: Der Arzt hätte die Unterlagen bereits und würde bestimmt gleich kommen. Da das alles so lange dauerte, hatten wir schon kein gutes Gefühl. Wir saßen da und waren angespannt wie wohl noch nie. Ich stand auf, ging nervös auf und ab. Schaute mir Bilder an, die ich mir schon so oft angesehen hatte. Setzte mich. Diese Verzögerung musste einen Grund haben. Und hatte sie leider auch!
Endlich wurden wir vom Arzt aufgerufen. Seine Miene und Körpersprache verrieten nichts Gutes. Zuerst aber doch eine sehr gute Nachricht:
Etwas Erleichterung. Aber uns war klar, dass noch ein Aber kommen würde. Und es kam!
Also doch. Wir hatten diesen „Knubbel“ schon ein paar Monate lang bemerkt, uns aber nichts weiter dabei gedacht; und auch der Physiotherapeut meinte, es wäre bestimmt nichts schlimmes. Wir dachten an Muskelverspannung oder Ähnliches. Offenbar weit gefehlt. Eine erneute OP war notwendig, der Knubbel sollte unbedingt entfernt werden, da er in letzter Zeit ziemlich schnell gewachsen war und man nicht sagen könne, was es wirklich ist. Deswegen hatte auch alles so lange gedauert. Der Arzt hatte bereits einige Telefonate mit Kollegen aus anderen Bereichen geführt, niemand konnte sich das so recht erklären und eine OP wäre anzuraten. Es brach wieder eine kleine Welt zusammen. Obwohl diese OP natürlich nicht mit einer Rückenmarks-OP vergleichbar ist, kamen in meiner Frau die Gefühle wieder hoch. Die Gedanken an vor 2 Jahren. Die Schmerzen, die Schwäche. Dass sie mehrere Wochen nicht aufstehen und gehen konnte. All das schwirrte ihr wieder vor Augen. Verständlich. Der Arzt beruhigte etwas, der Tumor wäre im Muskel quasi direkt unter der Haut. Man müsste „einfach“ nur einen Schnitt machen – dazu würde man auch die alte Narbe wieder öffnen – die Haut wegklappen und dann den Tumor entfernen. Relativ ungefährlich und in einer Stunde erledigt. Das beruhigte etwas. Mich zumindest. Sie nicht. Sie hatte Angst. Verständlich. Man konnte uns natürlich nicht sagen, wie dieser Tumor gerade an der Stelle dort entstehen konnte, aber es komme schon mal vor, dass z.B. ein Fadenrest im Körper bleibt und sich dort herum dann etwas bilden könne. Aber das war nur eine Vermutung.
Richtigen Zeitdruck gab es eigentlich nicht, aber uns wurde empfohlen, die OP zeitnah zu machen. Und da meine Frau nach dieser Nachricht den Knubbel dann doch möglichst schnell weg haben wollte und wir auch für Ende September bereits lange einen Urlaub gebucht haben, und zufällig direkt in der kommende Woche ein Termin frei war, haben wir den direkt genommen. Die OP sollte also am Mittwoch, den 26. Juli stattfinden.
Der Weg nach Hause war nicht schön. Obwohl ich noch nichts zu Mittag gegessen hatte und mein Magen knurrte, konnte ich nichts essen. Ich hatte keinen Appetit. Erst nachdem ich mir immer wieder einredete, dass das alles halb so schlimm ist, konnte ich ein paar Happen essen.
Rückblickend und wenn man den weiteren Verlauf kennt, ist das Wort „Schock-Diagnose“ sicher etwas übertrieben gewählt – aber in dem Moment war es genau das für uns: ein Schock.
Im nächsten Teil erfahrt ihr mehr über die OP und Entfernung des Tumors.
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