Ich weiß nicht, wie es euch so geht, aber als wir im Sommer in den Urlaub geflogen sind, haben sich um uns herum im Flieger sehr viele Leute Tomatensaft bestellt und natürlich auch verköstigt. Da wurde die Frage in mir wieder heiß: Warum wird im Flugzeug so viel Tomatensaft getrunken? Auf festem Boden scheint er nämlich nicht ganz so beliebt zu sein.

Ich kann dem Getränk nichts abgewinnen, allein beim Gedanken daran wird mir fast schlecht. Trotzdem ist es über den Wolken sehr beliebt. Im Jahr 2008 z.B. wurden 1,7 Millionen Liter nur bei der Lufthansa ausgeschenkt. Daher bin ich der Sache mal nachgegangen und habe ein wenig recherchiert.

Ich habe einige Erklärungsversuche gefunden, die auch zutreffen können, aber nicht bewiesen sind:

  • Domino-Effekt: Einer bestellt, und die Nachbarn machens nach
  • Nährstoffe: Durch den „Reisestress“ und dem geringeren Luftdruck wird der Nährstoffbedarf erhöht; da auf vielen Flügen keine richtige Mahlzeit angeboten wird, dient es quasi als Snackersatz.
  • Reisekrankheit: Schutz gegen Durchfall

Da diese Frage anscheinend von vielen Leuten gestellt wird, hat sich das Fraunhofer-Institut der Sache angenommen und einen Test gemacht und endlich eine wissenschaftlich fundierte Lösung gefunden.

Versuch

Dabei wurden an Probanden in einer Niederdruckkammer (in der der übliche Kabinendruck eines Flugzeugs simuliert wurde) Geschmackstests durchgeführt. Es mussten zahlreiche Gerichte probiert werden, die größtenteils als fade bewertet wurden. Das Ergebnis: Bei dem niedrigen Luftdruck steigt die sogenannte „Geruchs- und Geschmacksschwelle“, was bedeutet, dass Gewürze als schwächer wahrgenommen werden; so als wäre man erkältet bzw. verschnupft. Salz werde 20 bis 30 Prozent, Zucker 15 bis 20 Prozent weniger intensiv geschmeckt. Dagegen bleibe die Wahrnehmung von fruchtigen Aromen stabiler. Und schon schmeckt der kräftig gewürzte Tomatensaft auf einmal. Wenn man dann noch an die weiteren positiven Effekte glaubt, wird’s doch gleich noch leckerer.

Das wird übrigens auch der Grund dafür sein, dass die großen Airlines speziell ausgebildete Köche haben, die sich auf die geänderten Geschmacksempfindungen eingestellt haben und die Gerichte intensiver bzw. anders zubereiten und würzen.

Auch wenn diese Erklärung nun endlich die richtige sein mag und Tomatensaft auch mir im Flugzeug besser munden könnte als ich erwarte: Ich verzichte weiterhin!

Wer das ganze noch ein wenig ausführlicher lesen möchte (wobei sich einiges wiederholt), hier meine Quellen:
http://www.zeit.de/lebensart/essen-trinken/2010-02/tomatensaft-flugzeug-beliebtheit
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,677249,00.html
Titelbild: Pixabay, PublicDomainPictures, https://pixabay.com/photos/tomato-isolated-vegetarian-meal-316743/