Wer kennt das nicht: Da sitzt man mit guten Freunden nett beisammen und es wird spät. Kaum zeigt sich die Müdigkeit beim Ersten durch ein Gähnen, so lassen sich auch die anderen anstecken.

Warum Menschen gähnen, ist bisher nicht eindeutig geklärt, und daher gibt es verschiedene Theorien. Eine besagt, dass Gähnen den Wärmeaustausch im Gehirn fördert und man gähnt, wenn die Hirntemperatur steigt. Angeblich hätten Probanden in einem Versuch nicht gegähnt, wenn ein kalter Gegenstand gegen die Stirn gedrückt war. (Die Theorie, dass Gähnen eine Reaktion auf Sauerstoffmangel sei, ist allerdings widerlegt.)

Wie dem auch sei, auf jeden Fall wollen Forscher herausgefunden haben, dass die „Ansteckungsgefahr“ beim Gähnen von der emotionalen Nähe abhängt, also davon, wie die Menschen zueinander stehen. So geschieht die unbewusste Nachahmung am häufigsten innerhalb der Familie, dann unter Freunden, dann unter Bekannten und ganz zum Schluss erst unter Fremden. Ein Versuch mit 109 Erwachsenen aus verschiedenen Kontinenten bestätigt das: Die soziale Bindung war jedes Mal entscheidender als Geschlecht, Nationalität oder die jeweilige Situation. Wenn sich Menschen nahe stehen, ahmen sie das Gähnen sogar noch schneller nach als im Fall guter Bekannter.

Die Empathie – also die Fähigkeit, Gefühlsregungen anderer Menschen zu erkennen und darauf zu reagieren – ist daher entscheidend. Man geht davon aus, dass sogenannte Spiegelneuronen als Netzwerk von Nervenzellen in verschiedenen Hirnregionen uns automatisch ein Lächeln erwidern lassen – und uns eben auch veranlassen, ein Gähnen nachzuahmen. Bei kleinen Kindern ist die Empathie noch nicht so ausgeprägt, daher lassen die sich nicht vom Gähnen anstecken; ebenso wenig Menschen mit Störungen wie Autismus.

Wenn ihr also mal in einer Gruppe gähnt und euch niemand nachahmt, dann solltet ihr euch Gedanken machen …

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