Ihr wisst: Ich liebe Studien (vor allem verrückte.) Und jetzt bin ich wieder auf eine gestoßen (die aber nicht verrückt ist). Und natürlich will ich euch die nicht vorenthalten.
Viele Mütter meinen, ihr Kind nur am Schreien aus tausend anderen Kindern heraushören zu können und führen das auf ihren mütterlichen Instinkt zurück. Nun, dass sie das können, will ich auch nicht anzweifeln, doch ist das wirklich ein Instinkt, der nur Müttern vorbehalten ist?
Ein französisches Forscherteam wollte Licht in das Dunkel dieser Frage bringen und hat einen kleinen Versuch durchgeführt, um zu sehen, ob und wie sich Väter und Mütter in dieser Situation unterscheiden. Dafür wurde in Frankreich und im Kongo Baby-Geschrei aufgenommen und 27 Vätern und 29 Müttern vorgespielt, die ihr eigenes Baby zwischen vier fremden wiedererkennen sollten.
Das Ergebnis: 90 Prozent der Eltern gelang dies, was im Grunde keine wirkliche Überraschung ist. Doch schnitten die Väter ebenso gut ab wie die Mütter, was schon eher verwunderlich ist.
Eine wichtige Erkenntnis bei dem Versuch war aber auch, dass die Erfolgsquote bei den Probanden, die weniger als vier Stunden täglich mit ihren Kindern verbracht hatten, deutlich geringer war. Ein weiterer Versuch bestätigte, dass dies sowohl auf Mütter als auch Väter zutrifft. Auch Mütter, die zu wenig Zeit mit ihren Kindern verbrachten, konnten diese nicht so leicht anhand des Geschreis erkennen.
Das erklärt auch, warum Mütter im Wiedererkennen ihrer Kinder doch besser sind. Es handelt sich zwar keineswegs um einen mütterlichen Instinkt, sondern um eine Fähigkeit, die sich besser entwickelt, desto mehr Zeit man mit den Kindern verbringt. Und genau darin liegt in der Regel der Vorteil der Mütter: Sie beschäftigen sich wesentlich mehr mit ihrem Nachwuchs, während die Väter oft ganztags ihrer Arbeit nachgehen und abends ihre Kinder kaum zu Gesicht bekommen.
Die Ergebnisse dieses Versuchs waren unabhängig von verschiedenen Kulturen und vom Geschlecht der Babys.
Also: Mütter sind nicht per se wegen ihres Instinktes besser im Erkennen ihrer Kinder nur anhand ihres Geschreis, sondern haben einfach mehr Übung darin, weil sie mehr Zeit mit ihnen verbringen.
Einen Versuch mit nur 56 Probanden als Studie zu bezeichnen, ist in meinen Augen zwar etwas hoch gegriffen, aber wie immer überlasse ich es euch, diesen Versuch zu bewerten.