Vor ein paar Tagen habe ich berichtet, dass meine Frau und ich uns zu Weihnachten 2015 (m)einen Traum von einem echten, neuen und in Deutschland gefertigten Klavier erfüllt haben – ein Schimmel Classic C-120.
Mit einem UVP von 11.390 € gehört es nun nicht gerade zu den günstigen Vertretern, und auch wenn sich die meisten Händler nicht an diesen Preis halten und das Klavier teils deutlich günstiger anbieten, so bezahlt man dafür eben doch immer noch viel mehr als für andere Klaviere. Da mag sich vielleicht die Frage aufdrängen, wieso man sich so ein Klavier kauft und so viel Geld ausgibt, wenn das Klavier doch sowieso nur in einem privaten Wohnzimmer steht und nicht „professionell“ bespielt wird. Und diese Frage ist natürlich berechtigt. Um mich etwas besser zu verstehen, wieso ich so „unvernünftig“ war, erzähle ich euch mal meine „persönliche Klaviergeschichte“.
Ich war etwa 8 Jahre, als ich angefangen habe, Klavier zu lernen. Nicht so früh wie die ganzen Wunderkinder, aber doch noch in jungen Jahren. Meine Eltern meinten es gut mit mir und haben mich dazu genötigt. Naja, nicht wirklich. Aber so kam es mir manchmal vor. Geht wahrscheinlich allen mal so. Die ersten paar Jahre habe ich wirklich (mehr oder weniger) gerne Klavier gespielt und ich habe wohl auch ein gewisses Talent. Ich habe an diversen Wettbewerben teilgenommen und dort auch gewonnen, war nie schlechter als Zweiter.
In der Musikschule durfte ich auf einem Flügel der Marke Schimmel spielen. Und auch wenn ich damals noch grün war und mir nicht viele Gedanken darüber gemacht habe, so wusste ich, dass Schimmel ein deutscher Hersteller ist, der wohl ganz gute Klaviere baut. Schon früh wurde es irgendwie mein Traum, selbst mal ein Schimmel zu besitzen; ein Klavier, das in Deutschland gebaut wurde.
Wie es oft so ist, kam die Zeit, in der ich keinen Bock mehr auf Musikschule und Klavier hatte. Stichwort Pubertät. Alles außer am Computer daddeln hat mich genervt. Nach einer gewissen Diskussionsphase haben meine Eltern mich dann auch auf meinen Wunsch von der Musikschule abgemeldet. Jetzt konnte also die schöne Zeit beginnen … oder etwa nicht?
Es dauerte nicht allzu lange und ich musste mir eingestehen, dass mir das Klavierspielen und die Musikschule fehlten. Ich hatte wieder richtig Lust. Und diesmal war es dann ich, der auf meine Eltern zuging und sie bat, mich doch wieder an der Musikschule anzumelden. Was die auch gerne taten. Eigentlich war dort alles voll, aber irgendwie hat der Musikschulleiter – der mich natürlich noch kannte – doch noch einen Platz für mich freigeschaufelt. Jetzt bin ich auch wieder mit ganz anderem Elan an die Sache rangegangen. Ich machte es schließlich freiwillig und war auch älter, was mich auch gegenüber meinem Lehrer etwas selbstbewusster machte. Es hat einfach viel mehr Spaß gemacht. So habe ich dann wieder für mehrere Jahre die Musikschule besucht. Zwischenzeitlich habe ich noch einen Wettbewerb gewonnen und mich wollte sogar eine Bank sponsern, was ich aber abgelehnt habe. Ich wollte nicht, dass ein Sponsor aktiv in mein Leben eingreift, und als gesponsorter Pianist hat man nun mal gewisse Pflichten zu erfüllen.
Hier mal ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 2005. Ich hatte gerade mit einem „Kammermusik-Trio“ einen Wettbewerb gewonnen und wurde nach Detmold an die Musikhochschule eingeladen, um dort auf einem Konzert zu spielen.
Als ich dann mit dem Abitur fertig war und mir der Ernst des Lebens bevorstand – zuerst Zivildienst, dann Ausbildung – habe ich meine „aktive Karriere“ endgültig beendet und nur noch privat Klavier gespielt.
Ohne jetzt angeben zu wollen oder arrogant zu wirken (wirklich, so bin ich nicht): Ihr seht, dass ich nicht bloß einfach ein „normaler“ 08/15-Pianist bin, der ein paar Jahre halbherzig Klavier gelernt hat, sondern durchaus über ein größeres Talent verfüge und auch ein sehr gutes musikalisches Gehör habe. Die Klaviere klingen doch alle anders. Und auch meine Finger sind da sensibel und erkennen die Unterschiede zwischen den Klavieren deutlich. Wobei da natürlich jeder seine eigenen Vorlieben hat. Auch was den Klang betrifft. Ich war eben einfach nicht mit jedem Klavier zufrieden und wusste, dass ich mit einem „billigen“ Instrument auf Dauer nicht glücklich sein würde.
Aber zurück zu meiner Geschichte. Im Elternhaus hatten wir natürlich ein Klavier. Kein besonderes, kein Markenhersteller, aber doch ans Herz gewachsen. Als ich dann geheiratet habe und ausgezogen bin, hatte ich erstmal kein Klavier mehr. Und in einer Mietwohnung in einem Haus mit mehreren Parteien wollte ich dann auch kein echtes Klavier, um etwaige Probleme mit anderen Bewohner gar nicht erst zu provozieren. Kurzzeitig habe ich es mit einem E-Piano versucht, wurde damit aber nicht glücklich. Also ist das Thema wieder eingeschlafen.
2014 haben wir uns dann ein Haus gekauft und recht schnell kam zumindest bei meiner Frau das Thema Klavier wieder hoch – sie wollte das Klavier fast mehr als ich. Wir hatten mittlerweile wieder etwas Geld gespart. Also haben wir uns jetzt vor Weihnachten zunächst etwas halbherzig auf die Suche gemacht. Aber als ich bei verschiedenen Händlern die verschiedensten Hersteller und Modelle angespielt habe, wurde ich selbst richtig heiß. Die Glut, die jahrelang ganz leicht vor sich hin schwelte und fast schon aus war, wurde wieder zu einer lodernden Flamme: Ich wollte jetzt unbedingt ein Klavier! Und ich habe eines gefunden.
So viel zur Erklärung, warum ich gewisse Ansprüche an ein Klavier habe und mich nicht mit jedem x-beliebigen zufrieden gebe.
In einem dritten Artikel werde ich noch kurz meine Entscheidungsfindung detaillierter ausführen, bei welchen Händlern ich welche Klaviere angespielt habe, meine Gefühle dabei, und wie es letztendlich dann doch das Schimmel geworden ist – obwohl es eigentlich aufgrund des Preises nie zur Debatte stand.