In den letzten Artikeln habe ich bereits meine Kaufentscheidung pro noblechairs EPIC erläutert, sowie den nicht optimalen Bestellablauf bei Caseking beschrieben. Außerdem habe ich mich einem weniger schönen Aspekt gewidmet – Mängeln bei den noblechairs.

Hier soll es jetzt um einen reinen Test oder vielmehr einen kleinen Erfahrungsbericht des EPIC gehen, davon ausgehend, dass man einen Stuhl ohne Mängel hat.

Verpackung

Die beschriebenen Mängel können nicht an der Verpackung liegen, denn die ist exzellent. Der Karton ist dick und stabil – was er bei dem Gewicht wohl auch sein sollte – und die Einzelteile des Stuhls sind sehr gut durch Schaumstoff gepolstert. Also hier gibt es nichts auszusetzen. Beim Auspacken sollte man allerdings aufpassen und die Warnung, kein Messer zu benutzen, beherzigen. Die Rückenlehne liegt oben und wenn man zu unvorsichtig schneidet, könnte man direkt das Leder beschädigen. Mit etwas Vorsicht geht das aber ganz gut.

Aufbau

Der Aufbau des EPIC ist ein Kinderspiel. Es ist nicht so wie bei vielen Billigstühlen, dass man sehr viele Einzelteile hat, sondern der Stuhl ist ziemlich vorgefertigt. Man muss nur das Bauteil zur Höhenverstellung – da ich die offizielle Bezeichnung nicht weiß, nennen wir es den Rumpf – an die Unterseite der Sitzfläche schrauben, die fünf Rollen sowie die Feder in das Fußkreuz stecken und die Sitzfläche auf die Feder aufsetzen. Abschließend muss nur noch die Rückenlehne an die Sitzfläche geschraubt werden und fertig ist der Stuhl. Optional können natürlich noch die Kissen befestigt werden. Bestenfalls führt man den Aufbau wegen der Größe z.B. der Rückenlehne zu zweit durch, aber ich selbst habe es auch alleine problemlos innerhalb weniger Minuten geschafft.

Hier noch ein Video, das den Aufbau zeigt.

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Optik

Klar, die Optik ist komplett Geschmacksache. Sicher wird der EPIC auch vielen nicht gefallen. Ich dagegen finde ihn einfach nur schön. Ich mag diese Racing-Optik und das war auch mit der Grund für den EPIC. Wenn man den Stuhl als Ganzes betrachtet, sieht man einfach, dass es sich um Qualität handelt. Das Leder, der Stoff, das Fußkreuz – alles harmoniert wunderbar und wirkt einfach sehr edel. Ein echter Hingucker!

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Material

Fangen wir unten an. Das Fußkreuz ist aus Aluminium. Allerdings nicht „nackt“ oder in Chromoptik, sondern matt schwarz lackiert bzw. pulverbeschichtet. Das verleiht dem Ganzen den Eindruck von Qualität. Außerdem fühlt es sich dadurch nicht ganz so kalt an, wenn man barfuß oder mit Socken den Fuß auf dem Fußkreuz abstellt. Bei meinem alten Stuhl, der nicht lackiert war, fühlte sich das deutlich kühler an.

Der „Rumpf“ der sich unter der Sitzfläche befindet, ist ebenfalls aus Aluminium; der Rahmen unterhalb der Sitzfläche aus Stahl. Dadurch ist das natürlich sehr stabil. Die Schrauben, die man dort hineindreht, vermitteln den Eindruck, sehr fest zu sitzen und können nicht ohne Weiteres „überdrehen“. Bei vielen billigen Stühlen ist der Rahmen aus Holz, was natürlich längst nicht so widerstandsfähig ist.

Die Polsterung besteht aus Kaltschaum. Der ist natürlich nicht sichtbar, macht aber schon einen recht dicken Eindruck. Im Video aus dem ersten Beitrag, wo der EPIC aufgeschnitten wird, kann man sehen, wie dick die Polsterung ist. Laut Hersteller ist der Kaltschaum offenporig und daher atmungsaktiv und hat eine Dichte von 55 %, wodurch es formstabil sein soll.

Ähnliches gilt für das Leder: Man kann die Dicke nicht sehen, aber allein beim Anfassen macht es den Eindruck, dass es deutlich dicker ist als das Leder meines alten Stuhls. Und es fühlt sich generell hochwertiger an. noblechairs selbst gibt die Dicke mit 1,5 mm an, was schon recht viel ist. Das Besondere an dem Kunstleder des EPIC ist die Perforation – die vielen kleinen Löcher -, die für mehr Atmungsaktivität sorgen und damit diesen Nachteil von Kunstleder kompensieren soll. Diese Perforation ist überall da vorhanden, wo der Körper in Kontakt mit dem Stuhl ist. Die Seitenwangen sind ohne Löcher. noblechairs betont, dass das Leder komplett vegan sei – da Kunstleder künstlich und damit keine Tierhaut ist, war das für mich selbstverständlich – aber sei’s drum.

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Die „Umrandung“ der Rückenlehne und auch ein Teil der Sitzwangen sind mit Stoff statt Leder bezogen, es ist eine Art Alcantara-Stoff. Dieser Stoff fühlt sich sehr weich und angenehm an und wirkt ebenfalls edel. Allerdings sammeln sich im Stoff schnell Staub oder Krümel an, die man nicht so einfach wegwischen kann, wie auf dem Leder, sondern da muss man schon etwas bürsten.

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Die Kissen sind ebenfalls aus Stoff – und was für einem. Sie sind so weich und flauschig, dass es Spaß macht, sie anzufassen! Bei der Lordosenstütze spürt man das natürlich kaum, da man in der Regel wohl nicht mit nacktem Rücken auf dem Stuhl sitzt, aber beim Nackenkissen ist das schon sehr angenehm.

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Verarbeitung

Die sichtbare Verarbeitung des EPIC lässt keine Wünsche offen. Ich als Laie muss wirklich sagen, dass alles auf höchstem Niveau ist. Das Leder ist sauber gespannt, die Nähte sind gut und präzise. Alles sitzt so, wie es sollte. Nichts quietscht (zumindest bisher) und die mit 60 mm Durchmesser großen Rollen laufen flüsterleise über meine Bodenschutzmatte.

Funktionen

Neben der üblichen Höhenverstellung, die jeder Bürostuhl besitzt, lässt sich die Rückenlehne auch stark nach hinten lehnen, falls man mal ein Nickerchen auf dem Stuhl machen möchte. Allerdings ist der maximale Neigungswinkel nicht so stark wie bei anderen Gaming-Stühlen. Da kann man teilweise auf 180° gehen, das ist hier nicht möglich, sondern „nur“ 135°. Da ich aber nicht im Bürostuhl schlafe, sondern höchstens mal etwas lässiger chille, reicht mir das vollkommen aus. Außerdem lässt sich natürlich die Wippfunktion aktivieren bzw. deaktivieren. Bei dem Armlehnen handelt es sich um sogenannte 4D-Armlehnen, d.h. man kann sie höhenverstellen, nach hinten bzw. vorne oder auch nach innen oder außen schieben; außerdem lassen sich die nach innen oder außen neigen.

Sitzgefühl & Ergonomie

Man muss sich an den Stuhl gewöhnen! Ich denke, das ist eine passende Einleitung zu diesem Abschnitt. Das erste, was auffällt, ist, dass der Stuhl hart ist. Sehr hart. Das hatte ich schon vorher gelesen und war darauf vorbereitet, aber als ich dann darauf saß, tat mir nach wenigen Minuten der Hintern ziemlich weh. Mir kam es vor, als würde sich jeder einzelne der genähten „Diamanten“ in meinen Körper bohren. Es erfordert schon gewisse Anpassungszeit. Ich habe den Stuhl jetzt etwa 6 Wochen und bin jetzt in der Phase, wo der Stuhl zum einen langsam eingesessen ist und ich mich zum anderen daran gewöhnt habe. Mittlerweile finde ich den super bequem und schätze es, dass ich nicht in der Polsterung versinke. Aber wie gesagt, es erfordert Zeit und einen schmerzenden Hintern. Das sollte man wissen.

Zu beachten ist auch, dass der Stuhl eher nicht für kleine Menschen geeignet ist. Mit der Standard-Gasluftfeder ist der Stuhl bereits auf der niedrigsten Stufe so hoch, dass die Füße meiner Frau den Boden nicht berühren, wenn sie darauf sitzt. Für mich mit meinen knapp 2 m ist es aber ideal.

Das Leder ist irgendwie rutschfest. Bei meinem alten Stuhl konnte ich im Stuhl mit meinem Hintern ohne Probleme hin- und herrutschen. Das ist hier nicht möglich. Die Kleidung „klebt“ quasi am Leder. Natürlich nicht beim Aufstehen, aber es verhindert eben das Rutschen. Anfangs war das etwas komisch, aber ich finde das sehr gut, denn so rutscht man nicht einfach mal so wieder in eine falsche Haltung.

In Sachen Ergonomie bin ich natürlich Laie und will dazu auch nicht viel sagen. Der Stuhl bietet durch die zahlreichen Einstellmöglichkeiten wie der verstellbaren Rückenlehne, Höhe und auch Armlehnen wohl für jeden Körper die optimale und ergonomische Position. Was mir wichtig war, ist die Lordosenstütze. Die hatte mein alter Stuhl nicht, was dazu führte, dass ich irgendwann schief und krumm im Stuhl saß. Da der Rücken auf Dauer irgendwo gestützt werden will, war das ohne die Lendenstütze der falsche Teil des Rückens, mit dem ich an der Lehne angelehnt war. Durch die richtig positionierte Lordosenstütze jetzt werde ich quasi gezwungen, eine richtige Haltung einzunehmen. Da sich die Lendenstütze im natürlich Hohlkreuz befindet, sorgt das fast automatisch dafür, dass man gerade sitzt. Meine Frau war überrascht, dass ich plötzlich ganz anders im Stuhl saß als vorher. Aber auch hier gilt, dass man sich erst an eine gesundere Haltung gewöhnen muss. So war es zumindest bei mir. Ich hatte die ersten beiden Wochen schon ziemliche Rückenschmerzen, wahrscheinlich eine Art Muskelkater, weil ich diese Rückenmuskeln vorher nicht so stark beansprucht habe. Manche kritisieren, dass die Lordosenstütze hier nicht schon in der Rückenlehne verbaut ist wie das zum Teil andere Hersteller schon machen, aber ich finde das gar nicht so verkehrt, denn jeder Körper ist anders und mit dem Kissen hat man die Möglichkeit, die Stütze ganz individuell zu setzen.

noblechairs EPIC – Fazit

Wie man unschwer erkennen kann, bin ich kein Stühle-Tester und den Anspruch habe ich auch nicht. Von daher ist da hier mit Sicherheit kein richtiger Test – allein schon, weil Vergleiche fehlen -, sondern eher ein Erfahrungsbericht. Aber vielleicht hilft er dem einen oder anderen bei seiner eigenen Kaufentscheidung.

Hat man erst mal einen mangelfreien noblechairs EPIC (was offenbar nicht selbstverständlich ist), dann hat man einen wirklich sehr guten Büro- bzw. Gaming-Stuhl. Er sieht einfach sehr gut und edel aus, besteht aus besten Material und ist auch perfekt verarbeitet. Dazu kommt der Clou mit dem perforierten Kunstleder, um es atmungsaktiver zu machen. Soweit ich weiß bisher ein Alleinstellungsmerkmal. Von den Funktionen bietet der EPIC nicht mehr aber auch nicht weniger als die Konkurrenz – außer vielleicht, dass man die Rückenlehne nicht ganz so weit neigen kann wie bei vielen anderen.

Hat man den Stuhl erst ein paar Wochen eingesessen und sich an die Härte gewöhnt, sitzt man wirklich sehr bequem und man versinkt nicht im Stuhl. Für mich ist die härtere Polsterung auch ein Zeichen von Qualität, da sie sich nicht so schnell durchsitzt, aber es ist im Vergleich zu anderen Stühlen wirklich hart. Wer das nicht haben kann, sollte sich vielleicht besser woanders umschauen. Durch die verschiedenen Einstellmöglichkeiten und Lendenstütze macht der Stuhl auch in Sachen Ergonomie eine gute Figur – auch wenn es sicherlich andere Bürostühle gibt (wenn auch nicht in Racing-Optik) die da besser sind. Wem es also auf das letzte Bisschen Ergonomie ankommt, findet bestimmt bessere Alternativen.

Wie ich bereits sagte, gibt es noblechairs erst seit 2015 und daher sind Langzeittests noch gar nicht möglich. Wie sich der EPIC also in 5 Jahren schlägt, kann niemand sagen. Für den Moment aber bin ich mit meinem Stuhl sehr glücklich und freue mich immer, wenn ich ihn sehe und mich draufsetzen darf.

Für weitere Informationen besucht einfach die Herstellerseite.