Einleitende Worte

Eine Diagnose, die niemand hören will.

Eine Diagnose, bei der man gleich an Krebs denkt.

In diesem Moment spielt es keine Rolle, dass der Begriff Tumor an sich erstmal im Grunde wertfrei ist und einfach „nur“ überflüssiges Gewebe bezeichnet und dabei nichts über die Beschaffenheit aussagt – also ob gut- oder bösartig.

Auch in unser Leben platzte dieses Wort wie eine Bombe! Plötzlich ist nichts mehr wichtig, nichts mehr relevant, alles so bedeutungslos. Plötzlich erscheinen alle anderen Sorgen, die das Leben nun mal mit sich bringt, so nebensächlich. Der Stress auf der Arbeit, der Disput mit dem Kollegen, vielleicht sogar ein Streit mit den Freunden oder Familie. Alles nichts. Es dreht sich alles nur noch um eines: Werde ich gesund? Werde ich weiterleben? Wie werde ich weiterleben? Was passiert mit der Familie? Werde ich wieder arbeiten können? Wenn nicht, was passiert mit Haus und Grund?

Diese und ähnliche Gedanken schwirren einem dann durch den Kopf. Und auch wenn diese Art von Sorgen in vielen Fällen völlig unbegründet und übereilt sind, weil man oft noch gar keine näheren Angaben zum Krankheitsbild und -verlauf hat, so kommen diese Gedankenspiele unweigerlich.

Ein Tumor ist nie „irgendein“ Tumor. Jeder Tumor ist ein Tumor, den man nicht haben möchte, auch wenn er als noch so ungefährlich gilt. In unserem Fall aber – besser gesagt im Fall meiner Frau – war es dann erst recht nicht „irgendein“ Tumor. Er saß an der wohl mit ungünstigen Stelle, an der so ein Tumor sitzen kann: im Rückenmark. In einem der wichtigsten Teile des zentralen Nervensystems, das zum Beispiel für Gefühlsempfinden und Koordination in den Beinen und Füßen verantwortlich ist. Und natürlich noch viel mehr Funktionen erfüllt, die man für ein „normales“ Leben braucht und die selbstverständlich sind. Das Rückenmark sollte möglichst unbeschädigt bleiben, ansonsten droht die Querschnittslähmung. Und gerade dort saß also der Tumor!

Natürlich habe ich mich gefragt, ob man so etwas öffentlich teilen sollte. Ob es gut ist, eine derart persönliche Geschichte mit der Welt zu teilen. Sicher gibt es viele Gründe, die dagegen sprechen. Aber letztendlich habe ich mir gesagt: Als wir die Diagnose bekommen haben, hätten wir auch gerne einen Erfahrungsbericht von einem Betroffenen gehabt. Auch wenn sicher jeder Mensch und jeder Körper verschieden reagiert, so hätte man vielleicht doch ahnen können, was einen so erwartet. Leider haben wir im Internet nichts zu dem Thema gefunden. Keine Erfahrungen, nur mehr oder weniger sachliche und emotionslose Erklärungen. Hilfreich auf die eine Art und Weise, nutzlos auf die andere. Und vielleicht wird es irgendwann auch andere Leute geben, die dieses Schicksal mit uns teilen. Vielleicht werden auch diese Betroffenen im Internet nach einem Erfahrungsbericht suchen. Und die sollen dann nicht enttäuscht werden. Mit etwas Glück landen die vielleicht auf unserer Webseite und können erfahren, wie die Geschichte zumindest bei uns abgelaufen ist. Vielleicht bist du ja auch aus diesem Grund auf dieser Webseite gelandet. Wir hoffen, das hilft den Betroffenen in irgendeiner Form weiter. Bitte erwartet aber keine Bilder, denn ich zeige uns nicht im großen weiten Internet.

Dies ist also der erste Teil unseres Erfahrungsberichtes, zum größten Teil aus meiner Sicht, aus der Sicht des Ehemannes. Die weiteren Teile werden in den kommenden Tagen und Wochen folgen. Unsere Geschichte dauert nun schon etwas länger und gibt vielleicht Hoffnung, aber ganz ausgestanden haben wir es noch nicht.

Im zweiten Teil erfahrt ihr, wie die ganze Leidensgeschichte begann.