Diagnose
Hier geht’s zu Teil 2 – Symptome und erste Erkenntnisse
Ein paar Wochen nach den ersten ambulanten Untersuchungen wurde sie dann auch stationär aufgenommen. Das war vom 09.-12. Juni 2015. Zunächst wurden andere typische Untersuchungen durchgeführt, die aber alle unauffällig waren. Erst am vierten Tag wurde erneut ein MRT gemacht, diesmal von der ganzen Wirbelsäule.
Da es Freitag war und ich Mittags Feierabend habe, bin ich Nachmittags ins Krankenhaus in die Nachbarstadt gefahren. Abends hatte ich noch einen Termin, sodass ich gegen 16:00 Uhr wieder gefahren bin. Als ich mich dann für meinen Termin fertigmachen wollte, klingelte mein Handy. Meine Frau war dran. Unter Tränen fragte sie, ob ich sie abholen könne. Man habe die Ursache für ihre Beschwerden gefunden, ein längerer Aufenthalt im Krankenhaus und weitere Untersuchungen seien nicht notwendig. Sie habe wohl einen Tumor am Hals, aber die Ärztin wollte auf mich warten und die Details dann uns beiden erklären.
Ein Tumor am Hals klingt für mich jetzt nicht gleich sehr besorgniserregend, der lässt sich bestimmt gut behandeln bzw. entfernen. Trotzdem steigen mir sofort Tränen in die Augen. Man weiß ja nie. Und ein Tumor ist generell nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Da wusste ich noch nicht, dass mich die viel schlimmere Nachricht noch erwartet …
Also steige ich ins Auto und mache mich auf die ca. halbstündige Fahrt. Man kann vielleicht erahnen, was für Gedanken einem da im Kopf herumschwirren. Die ganze Fahrt über bete ich. Nicht einfach so. Nicht dieses „Gott, wenn es dich irgendwo da oben gibt, dann hilf uns!“, nein. Ich bin gläubiger Christ; ich glaube an einen allmächtigen Schöpfer. Ich glaube, dass Gott auch die Macht über Krankheiten hat. Warum er uns diese Bürde auferlegt, wissen wir nicht. Aber ich weiß, dass er uns in dieser schweren Zeit zur Seite stehen wird. Wie diese Zeit auch immer aussehen wird.
Im Krankenhaus angekommen wartet die Ärztin bereits auf mich. Eigentlich hat sie längst Feierabend, aber aufgrund der Ernsthaftigkeit der Lage ist sie geblieben, um es uns beiden zu sagen. Sie bittet uns in ihr Arztzimmer, zeigt uns das Bild vom MRT und gibt sich redliche Mühe, uns die Nachricht schonend beizubringen.
Was für eine Schocknachricht! Kein „einfacher“ Tumor am Hals. Nein, ein tückischer Tumor im zentralen Nervensystem!
Es dauert ein paar Sekunden, bis man wirklich realisiert, was das bedeutet – oder auf jeden Fall bedeuten kann. Das folgende Arztgespräch bringt erste Lichtstrahlen ins Dunkel. Plötzlich sind alle Symptome erklärt. Der Tumor innerhalb des Rückenmarks ist bereits so groß, dass er die Nervenstränge an die Wirbelsäule drückt. Diese Quetschung sorgt dafür, dass nicht mehr alle Informationen vom Gehirn an die Beine weitergegeben werden können. Was eine Unterentwicklung des linken Beins zur Folge hat. Weswegen es auch dünner ist. Außerdem führt das zu Gefühlsstörungen und Ausfallerscheinungen. Deswegen das häufige grundlose Umknicken. Das rechte Bein ist auch schon betroffen, allerdings zum Glück bisher nur gering.
Im vierten Teil wiegen wir die Vor- und Nachteile einer OP ab.
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